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Netzfreischalter im Schlafzimmer

Auch wenn das Licht im Schlafzimmer aus ist, so ist auf allen Stromleitungen, die den Schlafbereich umgeben, noch 230 Volt Wechselspannung. Diese gilt es vorübergehend während der Schlafzeit zu eliminieren. Eine intelligente Lösung ist der Netzabkoppler, im Volksmund auch Netzfreischalter genannt.

Alles steht immer unter Spannung

Zum Betrieb elektrischer Geräte wird elektrische Wechselspannung benötigt. Diese steht in Europa mit einer Frequenz von 50 Hz, also 50 Schwingungen pro Sekunde, in der öffentlichen Stromversorgung zur Verfügung. Im Vergleich dazu werden zum Beispiel die elektrifizierten Bahnlinien in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit nur 16,7 Hz betrieben.
Nun ist es nicht so, wie manche glauben, dass die Spannung nur bis zur Sicherung anliegt und erst nach Bedarf für in die Steckdosen eingesteckte Geräte zur Verfügung gestellt wird. Wechselspannung liegt immer an, auf den Leitungen vom Kraftwerk mit z. B. 220 kV bis zum Umspannwerk, vom Umspannwerk mit z. B. 20 kV bis zur Trafostation und von der Trafostation mit 400 V bis zum Haus. Auch innerhalb des Hauses sind alle Leitungen immer unter Wechselspannung: von der Sicherung mit 230 V bis zur Steckdose, von der Steckdose bis zum eingesteckten oder fest angeschlossenen Gerät. Werden alle drei spannungsführenden Phasen sowie Neutralleiter und Schutzleiter zu einem Verbraucher geführt, so sprechen wir von einem Drehstromanschluss, wie es bei einem Elektroherd der Fall ist.

Spannung oder Strom?

Spannung, im hier beschriebenen Fall die elektrische Wechselspannung mit 50 Hz und 230 V, liegt immer in allen am Stromnetz angeschlossenen Leitungen und Geräten an. Diese verursacht ein elektrisches Wechselfeld, welches von einem Kabel rundherum in alle Richtungen abgestrahlt wird. Es ist vergleichbar mit der Wärmeabstrahlung eines mit heißem Wasser gefüllten Rohres.
Strom hingegen fließt erst, wenn ein Verbraucher angeschaltet und Energie verbraucht wird. Dabei fließt der Strom über die Phase zum Verbraucher und über den Neutralleiter im Kabel zurück. Hierbei entstehen magnetische Wechselfelder. Die Feldlinien verlaufen in konzentrischen Kreisen rund um ein Kabel. Während der Hinleiter – also die Phase – Feldlinien entgegen dem Uhrzeigersinn verursacht, werden durch den Rückleiter – also den Neutralleiter – Feldlinien im Uhrzeigersinn verursacht. Diese gegenläufigen Feldlinien kompensieren sich und in einem gewissen Abstand zum Kabel sind keine magnetischen Wechselfelder mehr zu messen. Die magnetischen Wechselfelder sind nicht Bestandteil der weiteren Betrachtungen.

Welche biologischen Effekte treten auf?

Im Folgenden betrachten wir nur die biologischen Effekte, die durch elektrische Wechselfelder von unter Spannung stehenden Leitungen und Geräten verursacht werden. 
Häufig festgestellte Folgen sind Einschlafschwierigkeiten, nächtliches Schwitzen, häufiges Umdrehen, Unwohlsein, sich morgens wie gerädert fühlen usw.

EUROPAEM – Das sagen die Umweltmediziner

Die Europäische Akademie für Umweltmedizin e. V., EUROPAEM, ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung von Forschung und Praxis der klinischen Umweltmedizin. Sie hat im Jahr 2016 die EMF Leitlinie zur Prävention, Diagnostik und Therapie EMF-bedingter Beschwerden und Krankheiten in einem medizinischen Fachjournal publiziert. Die EMF Leitlinie berücksichtigt zahlreiche wissenschaftliche Forschungsergebnisse und Publikationen. Sie leitet daraus Empfehlungen für maximale Werte für elektrische Wechselfelder an Büro-Arbeitsplätzen sowie Schlafplätzen ab. Für Schlafplätze werden nicht mehr als 1 V/m – Volt pro Meter – empfohlen. 

Spannungstrennung von Hand

Das Ziel sollte es sein, dass im Schlafbereich möglichst keine elektrischen Wechselfelder zu Störungen während der Erholungsphase/Regeneration führen. Dazu ist es notwendig, zumindest die Spannung für den Stromkreis des Schlafzimmers nachts zu unterbrechen. Eine einfache Möglichkeit besteht darin, die Sicherung für das Schlafzimmer auszuschalten. Doch wer möchte jeden Abend kurz vor dem Schlafen zum Sicherungskasten gehen, vielleicht sogar in den Keller, um die eine Sicherung auszuschalten? Und zurück zum Schlafzimmer dann womöglich mit einer Taschenlampe, weil man den Weg sonst nicht findet? Unabhängig davon würde es dem Sicherungsautomat auch nicht guttun, wenn er zweimal pro Tag aus- und eingeschaltet wird.

Spannungstrennung durch Automaten

Zum fröhlichen Treppensteigen bietet sich glücklicherweise eine Alternative an: der Netzabkoppler, im Volksmund auch Netzfreischalter genannt. Hierbei handelt es sich um ein Relais, das im Sicherungskasten eingebaut wird. 

Wie wird der Netzabkoppler eingebaut?

Netzabkoppler gibt es in zwei unterschiedlichen Größen: mit dem Platzbedarf wie für einen bzw. zwei Sicherungssautomaten. Er wird direkt auf einen freien Platz auf die Hutschiene von vorne aufgesteckt. 
Der Netzabkoppler ersetzt nicht die Sicherung, sondern wird sozusagen „hinter“ der Sicherung für den jeweiligen Raum, wie Schlafzimmer oder Kinderzimmer, im Sicherungskasten eingebaut. Das Kabel, das bisher z. B. direkt vom Sicherungsautomat ins Schlafzimmer geführt wurde, wird nun am Netzabkoppler angeschlossen. Zusätzlich wird der Netzabkoppler am Neutralleiter angeschlossen – und schon ist er funktionsfähig. 

Wie funktioniert ein Netzabkoppler?

Ein Netzabkoppler überprüft, ob auf dem entsprechenden Stromkreis noch ein Stromverbraucher angeschaltet ist. Sobald der letzte Stromverbraucher ausgeschaltet wird, schaltet das Relais von Wechselspannung auf Gleichspannung, welche kein biologisches Risiko darstellt. Wird wieder ein Verbraucher aktiviert, merkt das der Netzabkoppler und schaltet die Stromversorgung automatisch wieder ein.
Einfache Netzabkoppler weisen eine Überwachungsspannung zwischen 2,5 und 230 V auf. Sie werden ohne Systemkontrollleuchte für die Steckdose verkauft. Das bedeutet, Sie können nicht auf einen Blick auf die Systemkontrollleuchte in der Steckdose erkennen, ob der Netzabkoppler aktiv oder inaktiv ist bzw. ob irgendwo auf dem Stromkreis vielleicht doch noch ein Dauerstromverbraucher angeschaltet ist. Dadurch wiegen Sie sich möglicherweise in falscher Sicherheit!
Hochwertige Netzabkoppler weisen eine Überwachungsspannung zwischen 200 und 230 V Gleichspannung auf. Zusätzlich erhalten Sie automatisch beim Kauf eine Systemkontrollleuchte. Diese stecken Sie einfach in eine Steckdose im betroffenen Sicherungskreis, z. B. im Schlafzimmer. Fortan sehen Sie sofort, ob der Netzabkoppler aktiv ist oder nicht.
Ein Hersteller hat für seine Netzabkoppler sogar das VDE Zeichen erhalten. 

Wo können Probleme beim Einbau eines Netzabkopplers auftreten?

Netzabkoppler können erst dann ihre volle Funktion ausüben, wenn auf dem entsprechenden Stromkreis mögliche Dauerstromverbraucher ausgeschaltet sind. Dazu gehören zum Beispiel Geräte der Unterhaltungselektronik, Ladegeräte für Mobiltelefone oder Tablets, an das Stromnetz angeschlossene Radios und Uhren oder manchmal auch elektrisch verstellbare Motorrahmen für Matratzen. Batteriebetriebene Geräte spielen keine Rolle. 
Es gibt aber auch kleine, nicht sofort erkennbare Dauerstromverbraucher. Das kann zum Beispiel die Zeitsteuerung von elektrisch gesteuerten Rollläden sein, wenn diese nicht zentral, sondern an jedem Fenster einzelnen montiert ist.
Erfolgt die Erwärmung des Raumes über eine Fußbodenheizung, so befindet sich in jedem Raum ein individueller Temperatursensor. Häufig, aber nicht immer, wird dieser direkt an den Stromkreis des Schlafzimmers angeschlossen und nicht zentral angesteuert. 
Vor dem Kauf und Einbau eines Netzabkopplers sollten diese beiden häufig auftretenden Dauerstromverbraucher hinsichtlich ihres Vorhandenseins überprüft werden.
Ein weiteres Problem ist, dass viele preiswerte und tausendfach verkaufte Netzabkoppler manche elektronischen Verbraucher nicht erkennen, wie zum Beispiel den Staubsauger, die Energiesparlampe oder die LED-Leuchte. Vielfach muss erst ein ohmscher Verbraucher, wie zum Beispiel eine Glühlampe, eingeschaltet oder ein Grundlastwiderstand eingebaut werden, um den Netzabkoppler zu deaktivieren und wieder Wechselspannung auf dem Stromkreis zu erhalten.

Werden durch den Einbau eines Netzabkopplers immer alle elektrischen Wechselfelder beseitigt?

Auf Grund zahlreicher Untersuchungen hat sich gezeigt, dass in etwa 50 % der Fälle das Ausschalten eines einzigen Stromkreises zur gewünschten Minimierung der elektrischen Wechselfelder im Schlafbereich führt.
Bei etwa 40 % der Fälle bedarf es des Ausschaltens weiterer Stromkreise. Hierbei kann es sich um Stromkreise handeln, deren Leitungen in den Wänden des Schlafzimmers z. B. vom angrenzenden Kinderzimmer oder Bad bzw. in der Decke oberhalb oder unterhalb geführt werden.
In etwa 10 % der Fälle kann es durch das Ausschalten der Sicherung des entsprechenden Stromkreises zu erhöhten elektrischen Wechselfeldern im Schlafbereich kommen. Dies ist bedingt durch die Dreiphasigkeit des Wechselstroms. Auf eine detaillierte Erläuterung wird hier verzichtet. Durch das testweise Ausschalten anderer Sicherungen kann überprüft werden, wie die Felder im Schlafzimmer trotzdem minimiert werden können.
Messungen vor Ort können klären, inwieweit mehrere Stromkreise auch zu einem Stromkreis zusammengeführt werden können und somit der Einsatz von nur einem Netzabkoppler ausreichend ist.

Messungen und Beratungen

Ein vorletztes Wort zum Schluss: Bitte bedenken Sie, dass nicht alle Feldverursacher wie Geräte oder Stromleitungen für Sie als Laien sofort erkennbar sind. Durch den Einsatz geeigneter Geräte, wie E-Feldsonden, können die elektrischen Wechselfelder in ihrer Intensität gemessen und die Feldquellen bzw. Verursacher ermittelt werden. Bisweilen bringt das alleinige Ausschalten der Sicherung für das Schlafzimmer nicht den gewünschten Erfolg. Durch das Schalten verschiedener Sicherungen kann sodann messtechnisch ermittelt werden, welche Stromkreise mit einem Netzabkoppler versehen werden müssen, damit die elektrischen Wechselfelder auf ein Minimum reduziert werden können.

Worauf Sie achten sollten!

Führen Sie bitte keinen Einbau eines Netzabkopplers ohne Messung durch. Es gibt viele Fälle, bei denen nur ein einziger Stromkreis als Verursacher für die elektrischen Wechselfelder im Schlafzimmer zuständig ist. Aber in rund 50 % der anderen Fälle bedarf es des Ausschaltens zusätzlicher Sicherungen/Stromkreise.

Wir empfehlen Ihnen, durch kompetente Messtechniker die Ist-Situation erfassen zu lassen. Qualifizierte Messtechniker messen und beraten Sie. Dann erstellen sie aussagefähige Gutachten und informieren Sie darüber, mit welchen Produkten in welchen Stromkreisen Sie eine effektive Reduzierung der elektrischen Wechselfelder erzielen können. 
Hinweis: Seriöse Messtechniker verkaufen keine Produkte zur Feldminimierung.

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